Lesen und Vorlesen bereiten nicht nur Freude, sie beflügeln auch die Fantasie und sind Schlüsselkompetenzen für eine erfolgreiche Bildungsbiografie. An der Pädagogischen Hochschule Weingarten (PH) wurde im vergangenen November das neue Praxis-Handbuch Lese.Reise vorgestellt. Es wurde vom Förderverein Leseförderung durch Vorlesen e. V. unter der Leitung des früheren PH-Professors Dr. Jürgen Belgrad herausgegeben – als Sonderausgabe von Lehren & Lernen, der Zeitschrift für Schule und Innovation aus Baden-Württemberg. Der Sparkassenverband Baden-Württemberg unterstützte das Projekt mit 15.000 Euro. Dadurch bestehe die Möglichkeit, ein kostenloses Exemplar nicht nur an die Schulen im Landkreis Ravensburg, sondern an alle Schulen in Baden-Württemberg zu verteilen, freute sich PH-Rektorin Professorin Dr. Karin Schweizer und dankte allen Beteiligten für das professionelle Leseförder-Engagement. Die in dem Handbuch dargestellten Konzepte seien in der Praxis erprobt und könnten unkompliziert in der Lehre und auch von an der Leseförderung Interessierten verwendet werden.
Die Lese.Reise ist in fünf Teile gegliedert und führt vom „Wecken von Lesefreude und basalem Lesetraining“ über „gezieltes Lesetraining“, „Gespräche über Gelesenes“, „Diagnostik und Bewertungen“ bis hin zu „Fortbildungen für Lehrpersonen zur konkreten Implementierung wirksamer Maßnahmen im lokalen Schulalltag“. Anspruch aller Beteiligten sei es gewesen, leicht umsetzbare und empirisch abgesicherte Konzepte sowie eine schrittweise Leseförderung zu erarbeiten, sagte Belgrad und bedankte sich bei den allesamt ehrenamtlichen Autorinnen und Autoren. Das Buch bietet eine Vielzahl von Anregungen, um auf ganz unterschiedliche Weise Freude am Lesen im Unterricht zu vermitteln. Auch Tipps zu Mimik, Gestik, textlicher und stimmlicher Kommunikation für ein spannendes Vorlesen gibt es. Zudem enthält das Handbuch interessante Informationen zu aktuellen Untersuchungen sowie wichtige Literaturhinweise und Buchtipps.
Eine neue Form der Sprecherkennung stelle die Lese-App „Besser lesen“ vor, so Belgrad weiter. Sie könne auf jedem Tablet, Smartphone oder Computer genutzt werden und unterstütze Kinder beim Lesenlernen. Eine wichtige Rolle beim gezielten Lesetraining spiele das Lesen durch Theaterspiel – „Mixed Feelings“. Das besondere Gemeinschaftsprojekt von PH Weingarten, Theater Ravensburg, Kreismedienzentrum Ravensburg und Schulamt Markdorf werde durch den Europäischen Sozialfonds (ESF) unterstützt. Über das Projekt könne es gelingen, auch Jugendliche ohne Lesefreude für eine multimodale Inszenierung zu begeistern.
Belgrad verwies zudem auf die hohe Relevanz einer analogen oder digitalen Anschlusskommunikation. Auch dafür gebe es Tipps in der Lese.Reise. Die Nutzerinnen und Nutzer des Handbuchs lernen zudem unkomplizierte und schnell durchführbare Möglichkeiten zur Diagnostik bei der Erfassung und Beurteilung der Leseleistung kennen und erfahren Interessantes zur Bewertung von Lesekonzepten. Wichtige Hinweise zu Fortbildungen für Lehrpersonen und Tipps zu nach Klassenstufen sortierten Vorlesebüchern komplettieren das Praxishandbuch. „Ich hoffe jetzt auf eine weite Verbreitung und gute Nutzung unserer Lese.Reise“, so Belgrad.
Grußworte
Dass viele Pädagoginnen und Pädagogen das neue Praxishandbuch in die Hand nehmen und nutzen, wünschte auch Michael Gresens, Leiter Marketing und Vertriebsmanagement der Kreissparkasse Ravensburg, der stellvertretend für den Präsidenten des Sparkassenverbands Baden-Württemberg, Peter Schneider, sprach. Die 15.000 Euro Unterstützung des Verbands seien gut angelegt. In einer komplexer werdenden Welt seien Lesen und Zuhören Schlüsselkompetenzen. Schulen bräuchten entsprechend qualifizierte Fachkräfte. Auch bei der Kreissparkasse Ravensburg stehe das Thema Bildung seit vielen Jahren im Fokus, betonte Gresens und verwies unter anderem auf die Bildungsstiftung der Kreissparkasse, die regelmäßig regionale Bildungsprojekte fördert.
Daniel Berwanger, Vorsitzender des Fördervereins Leseförderung durch Vorlesen e. V., verlas das Grußwort der erkrankten Mentorin des Praxishandbuchs Carmen Huber, Amtsleiterin des Staatlichen Schulamts Markdorf. Intention von allen Akteuren sei es gewesen, etwas Praktisches und Umsetzbares zu schaffen, ohne erhobenen Zeigefinger und ohne Vorgaben, wie man etwas machen müsse, so ihre Botschaft. Ziel sei es gewesen, „für Kinder und Jugendliche – egal welchen Alters, welcher Herkunft und welchen sozialen Status – eine Chance zu unterbreiten, zu lernen und damit den Schlüssel zur Welt für sich zu öffnen oder zu erweitern“.
Man habe darauf geachtet, dass die Qualität des Praxis-Handbuchs sowohl inhaltlich als auch in der Gestaltung und Ausstattung überzeuge, betonte Dr. Johannes Zylka, Redaktionsleiter Lehren & Lernen und Bereichsleiter für Digitale Bildung am Seminar für Ausbildung und Fortbildung der Lehrkräfte Weingarten. Die Lese-Reise sei genial und verbinde überzeugend Theorie und Praxis, lobte Ludger Baum, Leiter des Regionalen Bildungsbüros im Landkreis Ravensburg. Er sei stolz darauf, dass hier in der Region ein so wertvolles Potenzial in Sachen Lesen und Vorlesen vorhanden sei. Der Förderverein Leseförderung durch Vorlesen verfüge mittlerweile über ein riesiges Partnernetzwerk. Am 16. Dezember bot der Verein in Kooperation mit dem Bildungsbüro und der Kinderstiftung Ravensburg wieder einen Online-Vorlesetag mit vielen Tipps und Praxisbeispielen zum Vorlesen an.
Text und Fotos: Barbara Müller
Manche Kinder haben das Potenzial für eine höhere Schulbildung, brauchen aber noch etwas Unterstützung, um es voll zu entfalten. Genau hier setzt das Projekt WEICHENSTELLUNG für Viertklässler an der PH Weingarten an. In acht Jahren wurden 189 Schülerinnen und Schüler in der Region Oberschwaben beim Übergang von der Grundschule in die weiterführende Schule begleitet.
In einer knapp zweijährigen Leitungsqualifizierung (LeiQplus) setzten sich Kita-Leitungen und deren Stellvertretungen aus der Region Stuttgart mit Fragen zu Führung und Management auseinander. Im November 2022 fand das Abschlussmodul mit einer kleinen Feier statt.
Wie gerne sucht und findet man auch. Aber manchmal will dies nicht so richtig gelingen. Momente des verzweifelten Suchens sind oft nervenaufreibend. Die Gedanken drehen sich im Kreis, nichts scheint vorwärtszugehen. Mit dem Thema „Suchen, aber nicht finden“ befasste sich die erste „Art Gallery“ interdisziplinär aus künstlerischer und philosophischer Perspektive.